Es hat zu jeder Zeit Fremdsprachen gegeben wie es auch Menschen gegeben hat, die mehrere Sprachen problemlos sprachen. Das hat sich nie geändert und wird sich vermutlich nie ändern. Sprache unterscheidet Menschen oder bringt sie zusammen. In vielen Städten dieser Welt gibt es einen Irish Pub, er ist mit Sicherheit eine Anlaufstelle für alle englischsprachigen Personen und Ausländer wie auch Weltbürger auf der Reise.
Latein ist heute eine tote Sprache, aber sie war lange Zeit die Sprache des Klerus, der Gelehrten und der Herrschenden. Ähnlich war es mit Französisch, das lange eine Kultur- bzw. Hochsprache einer gewissen Gesellschaftsschicht darstellte. Heute ist vermutlich Englisch diejenige Sprache, welche die Menschen verbindet bzw. unterscheidet. Es gehört einfach dazu Englisch zu sprechen. Wer in Wissenschaft, Wirtschaft, Tourismus oder Politik Einfluss haben möchte, kommt ohne Englisch nicht aus. Es gibt zwar in den verschiedenen Sprachen Tendenzen, die versuchen Sprachwandel und den Einfluss anderer Sprachen in der eigenen möglichst klein zu halten, wie es in Frankreich und auch in Spanien den Versuch gibt das Englische zu unterdrücken bzw. englische Termini durch eigene zu ersetzen, aber das verhindert den Kontakt und den wechselseitigen Einfluss nicht. In der Linguistik spricht man in diesem Zusammenhang von Substrat-, Adstrat- und Suprastratsprachen. Je nach dem, ob eine Sprache einer anderen zugrunde liegt, neben ihr existiert oder auf sie gestülpt ist, variiert ihr Einfluss.
Sprache, Kommunikation und bewusstes Abstrahieren sind Eigenschaften, die dem Menschen eigen sind. Keine existierende Sprache kommt aus dem Nichts, oder anders ausgedrückt keine Sprache kommt ohne den Einfluss von anderen Sprachen bzw. Kulturen aus. Durch Völkerwanderungen, Kriege, Handel, Reisen, Nachbarschaft und vieles mehr gab es zu jeder Zeit Kontakt zwischen den verschiedenen Sprachen als auch ihren Kulturen. Das hat Spuren hinterlassen. Keine Sprache existiert ohne Aspekte anderer Sprachen, wie Worte und Strukturen zu reflektieren. Im Deutschen gibt es eine große Zahl von Worten, die aus dem Lateinischen, Griechischen, Französischen oder Englischen abgeleitet oder direkt übernommen worden sind. Es gibt noch viele weitere Einflüsse, auf die ich hier jedoch nicht eingehen möchte, da sie den Rahmen sprengen und vom Thema Fremdsprachenerwerb ablenken würden.
Fremdsprachenerwerb und Zweisprachigkeit bilden kein unlösbares Problem, es erfordert jedoch kontinuierliche Übung und Austausch. Es gibt dank des ständigen Kontaktes zwischen den verschiedenen Sprachen viele Worte, die in verschiedenen Sprachen gleich oder zumindest sehr ähnlich sind. Das erleichtert den Fremdsprachenerwerb.
Der Fremdsprachenerwerb verändert jedoch nicht nur die Sprache an sich, sondern vor allen Dingen den Menschen selbst. So verändert der Fremdsprachenerwerb auch den Bezug einer Person zu seiner Muttersprache. Durch das Bewusstwerden der Sprachunterschiede zwischen der Ausgangs- oder Muttersprache zur Fremdsprache achtet man stärker auf den Gebrauch der eigenen Sprache, sodass Strukturen, die man vermutlich seit Jahren unbewusst benutzt plötzlich hinterfragt werden. Das kann wiederum zu einem stärkeren oder schwächeren Gebrauch gewisser Worte, Strukturen usw. führen. Der Mensch nutzt die ihm zur Verfügung stehenden Sprachen, indem er sie zu seinen Nutzen manipuliert.